Kopfzeilengraphik

Herzlich Willkommen zu einer virtuellen Reise ins ostfriesische Kleindorf Wrantepott! Auf dieser Seite haben Sie die Möglichkeit einige wissenwerte Dinge über Wrantepott in Erfahrung zu bringen. Auch über die Geschichte der Siedlung haben wir einige interessante Informationen zusammengestellt und aufbereitet.


Wrantepott in Daten & Fakten:

Einwohnerzahl: ca. 50
Anzahl der Bebauungen: 10, davon 6 im Ortskern, 2 etwas östlich und 2 an der Kreisstrasse
Fläche: ca. 1 Quadratkilometer
Lage: Auf der rechts zu sehenden Karte ist Wrantepott als roter Punkt gekennzeichnet. Es liegt ca. acht Kilometer östlich von Emden an der Kreisstraße 137 (Emder Straße) in Richtung der Ortschaft Riepe. Ein betonierter Feldweg führt von der Kreisstraße geradewegs an den Deich des Ems-Jade-Kanals. Der heutige Wrantepotter Ortskern liegt also auf Höhe der Abzweigung des Ems-Jade-Kanals zur Alten Maar, welche zum Kleinen Meer führt. Hier stehen dementsprechend auch sechs der insgesamt zehn am Ort vorhandenen Häuser in idyllischer Lage. Zwei weitere bebaute Grundstücke befinden sich an einer grösseren Biegung des Kanals in Richtung der Brücke "Mittelhaus". Direkt an der Emder Straße befinden sich ebenfalls noch zwei Häuser.
Rein formal ist Wrantepott ein Ortsteil von Riepe, Riepe ist ein Teil der Gemeinde Ihlow, Ihlow gehört zum Landkreis Aurich.
Wappen & Farben: Wie man in der Kopfzeile erkennen kann, sind die Wrantepotter Farben Blau-Grün-Rot. Blau symbolisiert das Wasser des Ems-Jade-Kanals, an welchem die Siedlung erbaut wurde. Grün steht für den allgegenwärtigen Deich, der die tiefen gruenen Wiesen und Felder vor den Fluten schutzt. Und Rot schliesslich steht symbolisch fuer die Däecher der Hauser, die man als Einziges vom Schiff auf dem Kanal aus sehen kann.
Man muß allerdings anmerken, dass diese Farben erst von uns erfunden wurden. Eigene Wappen oder ähnliches hatte Wrantepott vermutlich nie in seiner Geschichte. Das Dorf war im Gegensatz z.B. zum Riepster Hammerich immer nur ein abgelegener Ortsteil von Riepe gewesen.

Ostfriesland-Karte mit Kennzeichnung der Lage von Wrantepott


Ostfriesland-Fahne im Wrantepotter Nordwestwind


Aus der Wrantepotter Geschichte
von Michael Recke

Wenn man über die Geschichte Wrantepotts schreibt, muß vor allem über die Bedeutung des Ortsnamen und seine erste Erwähnung als Wohnsitz nachgedacht werden. Über das Wort "Wrantepott" ist schon viel gerätselt worden und mancher Besucher fragt nach dessen Sinn.
Einige Wrantepotter Einwohner, wie z. B. Wilhelm Huismann, der seit 55 Jahren im Ort wohnt und auch in Wrantepott aufwuchs, stellen sich zur Herkunft des Namens vor, daß er mit ein paar Fischern zu tun gehabt haben muß, die dort lebten. Viele Riepster denken an die Franzosenzeit: aus "Franzen-Depot" oder "frandepot" sei Wrantepott entstanden, was auf ein möglicherweise vorhandenes Depot (Lager) der französischen Soldaten schließen läßt. Die Franzosen betraten allerdings erst nach 1795 ostfriesischen Boden. Ein möglicher Widerspruch also. Diese Version ist demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit schlichtweg falsch.
Auf einer Ostfrieslandkarte von Ubbo Emmius aus dem Jahre 1599 ist ein Punkt in dem Gebiet "Woltmeede" zu finden. Dieser markiert die Lage des späteren Wrantepotts, ist aber nicht weiter beschriftet. Die früheste Kartographierung des Ortes jedenfalls stammt bereits aus dem Jahre 1671 von dem Ingenieur Jan von Honaert, der zu dieser Zeit bei der regierenden Fürstin Christin Charlotte angestellt war. Honaert sollte einen Vorschlag ausarbeiten, wie ein "Treckfahrtskanal" als Verbindung zwischen dem von Aurich kommenden Fahnster Tief und dem von Emden ins Kleine Meer, es hieß damals noch "Hiewe", führenden Tief anzulegen sei. Auch wenn sein Vorschlag zur Kanalführung erst 130 Jahre später und in leicht modifizierter Form realisiert wurde, so ist südlich des Kleinen Meeres, am Nordufer des Fahnster Tiefs an der Abzweigung zur Alten Maar (damals "Woldsmaar"), die das Fahnster Tief mit dem Kleinen Meer verband, doch ein Haus mit dem Namen Wrantepott eingezeichnet. Das bestätigt eine weitere Honaert-Karte aus dem gleichen Jahr, als er für die Ober-Emsische-Deichacht das Gelände vermessen hat. Immer wieder ist Wrantepott auf Karten an der gleichen Stelle zu finden.
Eine andere Erklärung des Namens als die "Franzosentheorie" kann man in verschiedenen alten Wörterbüchern finden. Schon 1771 steht in einem "Bremisch-Niedersächsischen Wörterbuch" folgendes zu lesen: "Wranten=mürrisch sein, wie die kleinen Kinder, wenn sie unzufrieden sind; Wrantig, Wransk: verdrießlich, unzufrieden, mürrrisch; Wrante-pott: der immer verdrießlich tut. Im "Wörterbuch der Ostfriesichen Sprache" von J. ten Doornkaat Koolmann aus dem Jahre 1884 kann man lesen: "wrante, frante, wranter, franter, wrantepot, frantepot: ein grämlicher, mürrischer, verdrießlicher Mensch".
Auch Gerhard Canzler aus Norden berichtet im "Ostfreesland-Kalendar" von 1986 über das "Plattdeutsch aus der Franzosenzeit". Im Zusammenhang mit dem Namen Wrantepott verweist Canzler auf einen Artikel in der Rhein-Ems-Zeitung vom 07.02.1952. Dort habe Dr. Ohling für ihn überzeugend dargelegt, daß "Pott" einen abgelegenen Siedlungsplatz bezeichnet. "Wranten", so Canzler weiter, sei in der Verbindung "wrokken un wranten", was ungefähr "zanken, streiten" bedeuten soll, erhalten geblieben.
Auch wenn in dem Artikel "Das Geheimnis um Wrantepott" aus der Rhein-Ems-Zeitung eigenartigerweise eben davon gerade nicht die Rede ist, der Autor führt den Namen auf "Viande Depot" = Fleischlager aus der napoleonischen Zeit zurück, ist dies auch die weitaus wahrscheinlichere Version.
Hinweise darauf gibt auch der mittlerweile verstorbene Heimatforscher Fokko Pannenborg, der in seinem Buch "Aus der Geschichte von Wolthusen, Uphusen und Marienwehr" das Ostfriesische Wörterbuch von Cirk Heinrich Stürenburg aus Aurich im Jahre 1857 zitiert. Dort steht zu Wrantepott: "Murrkopf, Verdrießlicher; auch der Name einzelnd stehender Häuser". Pannenborg nimmt an, daß der Wirt in dem späteren Gasthaus auf Wrantepott "ein derart mürrischer Mann, ein solcher Querkopf" gewesen sei, "daß man ihn und sogar sein Haus Wrantepott nannte".
Wenn man nun also die ersten Berichte aus alten Zeiten nimmt, in denen der Name Wrantepott auftaucht, dann kann man sich diesen Namen nur zu gut erklären. Es ist leicht vorstellbar, daß in dieser einsamen, verlassenen Gegend, der Mensch, der an jener wichtigen Schiffahrtsabzweigung wohnte, sehr vielen Leuten bekannt war. Seine unfreundliche, ja geradezu mürrische und grießgrämliche Art führte dann wohl dazu, daß man sagte, dort wohne ein "Wrantpott". Ähnliches kennt man zudem auch von einem Bauernhaus in der Nähe von Upgant-Schott.
Einen weiteren Hinweis auf die Geschichte Wrantepotts findet man im Zusammenhang mit der grossen Sturmflut von 1717 und ihren Auswirkungen.
Mehrere Tage vor Weihnachten hatte es scharf aus Südwesten geweht und dabei geregnet. Auch am Nachmittag des 24. Dezembers blies der Wind stark, drehte aber nach Nordwesten. Wieder einmal war es keine Weihnachten mit Frost und Schnee. Wie schön wäre es gewesen, wenn man auf Schlittschuhen hätte bis zur Kirche nach Blaukirchen am Ostufer des Großen Meeres schöfeln können, um am jährlichen Weihnachtsgottesdienst teilzunehmen. Aber in dieser niedrigen, von herbstlichen Regenfällen häufig überschwemmten Gegend, war es wohl auch dieses Jahr wiedermal das Beste, mit der Jolle auf dem Uphuser Tief, oder Wrantepotter Tief wie es auch genannt wurde, ins nähere Uphusen zum Gottesdienst zu gelangen.
Doch es sollte alles ganz anders kommen.
Nachts gegen zwei Uhr erhob sich der Sturm aus Nordwesten mit ungeheurer Wut, und erschrocken fuhren die Menschen aus dem Schlaf hoch. Sie erhoben sich, um die Ursache des fremden Getöses zu erforschen und nur zu bald wurde ihnen klar was passiert war. Aus dem warmen Bette sich erhebend stiegen sie in das eiskalte Wasser. Groß war das Geschrei der Kinder. Die ganze Familie versuchte, wenn es nur ging, sich auf den Dachboden zu retten. Von Uphusen her erschien alsbald der lodernde Feuerschein eines brennenden Hauses, als ob Feuer und Wasser gleichsam ineinander verschmelzen wollten. Sollte das der Weltuntergang sein? Die Leute fingen an zu beten.
Doch dann passierte, was der Emder Prediger Gerhardus Outhof in seinem auf niederländisch verfaßten Bericht "Verhal van alle Hooge Watervloeden" im Jahre 1720 so schildert: "´t Huys de Wrantepot genaamdt/verbroken werdende/dreeven de man/vrouw en four kinderen op een vlot naa´t hooge Moer; erst spoelde een kindt weg; doen dreeven zy nog al voort. Daar na verongelukte de vrouwe en dree overige kinderen ook. Toen ontmoette hy/jemandt met een schip/die hem op´t land zette/en beloofde na weinig tydt aftehaalen/dog deeze belofte wierde vergeeten. Die man dekte zig dan/alzoo hy naakend in zyn hembdt was/met wat aangedreeven hooi/en wierde´s anderen daags nog door jemandt geredt". Die deutsche Übersetzung des "Bericht über alle hohen Wasserfluten" lautet entsprechend: "Als das Haus, Wrantepot genannt, zerbrach, trieben der Mann, die Frau und vier Kinder auf einem Floß nach dem Hochmoor; zuerst spülte ein Kind weg, dann trieben sie noch alle fort. Danach kamen die Frau und die übrigen drei Kinder auch um. Dann begegnete er jemandem mit einem Schiff, der ihn an Land setzte und versprach, ihn nach kurzer Zeit abzuholen, doch dieses Versprechen wurde vergessen. Der Mann deckte sich dann, weil er nackend in seinem Hemd war, mit etwas angetriebenem Heu zu und wurde am anderen Tag noch durch jemanden gerettet."
Bei Tageslicht kam dann das ganze Elend in seiner Größe zum Vorschein: ganze wie halbe Häuser, Dächer, Bretter, Sparren, Schränke, Betten, Menschen und Menschenleichen, tote Pferde, Kühe, Ochsen, Schweine, Schafe, Hunde und Hasen, Heuhaufen, Kornhaufen, Stroh, alles schwamm in buntem Gemisch durch die mittlerweile geglätteten Fluten. Die ganze Umgebung hatte gelitten: in der Kirche zu Forlitz war eine Mauer eingeschlagen, die Pastorei und zwei Häuser niedergerissen, wobei das Vieh und alle Habe der Bewohner verloren ging. In Bedekaspel kam die Hälfte der Pferde, zwei Drittel des Rindviehs um, die meisten Häuser waren auch dort beschädigt, mit genauer Not rettete sich der Prediger in seinen Unterkleidern nach Wiebelsbur.
Da, wie bereits erwähnt, dieser Bericht mit der Erwähnung Wrantepotts knapp hundert Jahre vor der napoleonischen Zeit datiert ist, scheint ein französischer Ursprung des Namens also doch recht unwahrscheinlich. Gänzlich sollte der mögliche französischen Ursprung aber dennoch nicht abgelehnt werden, denn schließlich sind während des 30jährigen Krieges auch Franzosen in Ostfriesland gewesen. Genauer gesagt gab es sogar Auseinandersetzungen zwischen Uphusen, Riepe und Großem Meer...

Für weitere Informationen zum Thema "Ostfriesische Geschichte"
und vor allem über die ostfriesische Kartographie besuchen Sie Michael Recke´s Homepage.


Ein besonderes Ereignis ist in Wrantepott alle Jahre wieder das sog. Osterfeuer. Dieser ostfriesische Brauch hat seinen Ursprung. Man glaubte, so die Wintergeister endgültig vertreiben zu können. Strohpuppe, die einen Wintergeist darstellen soll.

Eishockeyfieber in Wrantepott...

Im Winter wird auf dem Wrantepotter Kolk hochklassiges Eishockey gespielt.
Im Bild Vollprofi Renko Recke nach einem Bodycheck(Hehe!).
Photo von 1994.

Ortsschild von Wrantepott

Dieses verschneite Wrantepotter Ortsschild steht an der
Emder Strasse in Richtung Riepe.
Hier ein recht altes Schwarz-Weiß-Photo von 1970.


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Ostfrieslandkarte Copyright © 1995 CCV-Verlag.
Gesamter Text © Aiko Recke & Michael Recke, 1993-1997.

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